Heimspiel 9

Die besten Filme - Die Besten Kinos - In Regensburg

Vom 15.11. – 22.11.2017 präsentiert HEIMSPIEL bereits zum neunten Mal die Highlights des Kinojahres.

Nachts, wenn der Teufel kam schiebt das Programm als ungewöhnlicher Opener an. Robert Siodmaks scharfer Blick auf das Dritte Reich schlägt die Brücke zwischen unterschiedlichen Sektionen des diesjährigen Festivals. Hauptdarsteller Mario Adorf, dem die diesjährige Hommage gewidmet ist, agiert gleichzeitig als einer der zentralen Gesprächspartner in Offene Wunde deutscher Film von Johannes F. Sievert und Dominik Graf. Zudem gehören er und Siodmak zu wichtigen Repräsentanten der historischen Sektion Deutscher Nachkriegsfilm – Kino der Ambivalenz. 

Regisseure wie Helmut Käutner und Wolfgang Staudte gehören zu den großen Virtuosen der deutschen Kinematographie und zählen zu den prägenden Gesichtern eines facettenreichen, hochpolitischen Kinos, welches narrativ wie formal-ästhetisch sowohl dem dann folgenden als auch dem aktuellen Kino in nichts nachsteht. Diskutiert wird dies unter anderem in der Kinolounge von Historiker Wolfgang Jacobsen (Deutsche Kinemathek Berlin) und Filmwissenschaftler Herbert Schwaab (Regensburg/Salzburg). 

Ein weiterer Gast wird Dominik Graf sein, welcher zur Arbeit seines Vaters Robert Graf in Ottomar Dominicks Spielfilmdebüt Jonas die Fragen des Regensburger Publikums beantwortet.

Auch in der Sektion DEUTSCHE HIGHLIGHTS PLUS ist Graf vertreten und wird  gemeinsam mit Johannes F. Sievert den zweiten Teil seiner filmischen Aufarbeitung der deutschen Kinooutsider, Offene Wunde deutscher Film, präsentieren. In der Tradition dieses mutigen, experimentierfreudigen und innovativen Kinos mit Mut zu Genreelementen stehen unter anderem Jan Speckenbachs Emanzipationsdrama Freiheit mit Johanna Wokalek, Anatol Schusters poetischer Luft und Jan Zabeils alternative Ménage á trois Drei Zinnen, die allesamt als Regensburg-Premieren zu sehen sein werden.  

Noch deutlicher in die „offene Wunde“ greift der österreichische Retro-Slasher Die Hölle, den der oscaprämierte Regisseur Stefan Ruzowitzky gemeinsam mit Hauptdarstellerin Violetta Schurawlow vorstellt. Oliver Kienle und sein Team legen mit Die Vierhändige ebenfalls einen nervenzerrenden Psychothriller samt Tempogarantie vor; Regisseurin Nina Vukovic und Kultdarsteller Lars Rudolph schocken das Publikum mit Detour. Zu den vielen talentierten Nachwuchsregisseurinnen im HEIMSPIEL-Aufgebot zählen außerdem unter anderem Monja Art (Siebzehn) und Laura Lackmann (Zwei im falschen Film). 

Die Österreicherin Barbara Albert (Licht) hingegen ist schon lange kein Geheimtipp mehr. Im Dokumentarfilmbereich setzt 6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage neue Maßstäbe. Die Reflexion über Morde und Opfer des NSU von Sobo Swobodnik setzt sich auf so schlichte wie einfühlsame und brillante Weise mit den Taten, ihren Orten und Beteiligten auseinander. Der aus gesellschaftspolitischer und cineastischer Perspektive denkwürdige Beitrag ist Ausgangspunkt für eine kontroverse Podiumsdiskussion in der Kinolounge. 

INTERNATIONALE HIGHLIGHTS kommen in diesem Jahr wieder aus den unterschiedlichsten geographischen und cinephilen Winkeln. HEIMSPIEL 9 präsentiert eine Vielfalt herausragender Autorenfilmer*innen unter anderem aus Südkorea, Japan, Großbritannien, Frankreich, Russland, Kanada und den USA. Zu den zahlreichen Regensburgpremieren zählen in diesem Jahr Filme wie Eliza Hittmans Sundance-Hit Beach Rats und der Cannes-Triumphator 120BMP von Robin Campillo oder die neue Welle des französischen-algerischen Kinos, zu der Julien Leclercqs Bracqueurs und Paris Prestige zählen. Als Center Piece fungiert dabei The Women who left, der neueste Geniestreich des philippinischen Meisterregisseurs Lav Diaz.

In der mittlerweile traditionellen Sub-Sektion Film meets Sound wird das expressionistische Filmkunstwerk Metropolis in einer Live-Vertonung des international erfolgreichen Trio Elf auf die Leinwand gebracht.

Alle aktuellen Informationen entnehmen Sie unserer Website http://www.heimspielfilmfest.de  sowie der Berichterstattung unserer Medienpartner critic.de und Mittelbayerische sowie unserem Facebookauftritt

Hommage Mario Adorf bei HEIMSPIEL 9

Wir freuen uns außerordentlich, den Ausnahmeschauspieler Mario Adorf mit unserer diesjährigen Hommage bei HEIMSPIEL 9 (15.-22.11) ehren zu dürfen! Mario Adorf zählt zu den populärsten deutschsprachigen Schauspielern. Seine so umfangreiche wie vielseitige Filmografie sucht ihresgleichen. Im Straßenfeger 08/15 wurde er einem breiten Publikum bekannt, es folgte eine Serie von Filmen, die heute allesamt kanonisiert sind: Der Arzt von Stalingrad, Das Mädchen Rosemarie, Das Totenschiff und Am Tag, als der Regen kam mit dem zeitlosen Titelsong von Dalida. 

Unterschiedlichste Literaturadaptionen boten ihm die Möglichkeit, die Bandbreite seines Talents zu entfalten: In Gerd Oswalds Schachnovelle nach Stefan Zweig fordert er als Schachweltmeister Mirko Centovic das Gestapo-Opfer Werner von Basil (Curd Jürgens), im Kultwestern Winnetou nach der Vorlage von Karl May erschießt er die Schwester des Apachenhäuptlings. Als Alfred Matzerath in Volker Schlöndorffs oscarprämiertem Die Blechtrommel sieht er im Gegensatz zu seinem Sohn die Grauen des Nationalsozialismus nicht auf sich zukommen. In Faßbinders Lola schafft er mit dem Baulöwen Schuckert eine archetypische Nachkriegsfigur. Im Kinderfilm-Kassenschlager Momo nach Michael Ende verkörpert er Nicola, den erwachsenen Freund der Titelheldin.

Spätestens seit den 80er Jahren prägt Adorf das deutsche Fernsehen und reiht dort Erfolg an Erfolg: in der Kultserie Kir Royal mimt er den unvergesslichen „Heini“ Haffenloher, im ultraspannenden Der Schattenmann gelingt Stefan Kurt an seiner Seite der Durchbruch als Filmschauspieler. Die Rolle als Patriarch in Der große Bellheim scheint ihm auf den Leib geschneidert. Auch der italienischen Ausnahmeserie Allein gegen die Mafia leiht er sein Gesicht.

Überhaupt ist Italien immer wieder berufliche Heimat für Adorf: In diversen Polizieschi, unter anderem den Klassikern Milano Kaliber und Der Mafiaboß von Fernando Di Leo, zeigt er vollen Körpereinsatz und überragt als sein eigener Stuntman. Auch Giallo- Legende Dario Argento engagiert ihn. 

Darüber hinaus agiert er in einer Vielzahl internationaler Großproduktion an der Seite weiterer Regiegroßmeister wie Sam Peckinpah (Sierra Charriba) und Liliana Cavani (Franziskus). Die Bestsellerverfilmung Fräulein Smilas Gespür für Schnee wird mit ihm zum Box-Office-Hit.

Nicht nur auf Leinwand und Bühne begeistert Adorf durch Intensität, Ausstrahlung und Präsenz: Seine Konzertreisen werden legendär, als Hörbuchautor- und Sprecher sorgt er genauso für Furore wie als Schriftsteller und Synchronsprecher. 

Entsprechend lang ist die Liste seiner Auszeichnungen, zu denen unter anderem der Bundesfilmpreis, der Bambi, das Bundesverdienstkreuz, der Bayerische und Deutsche Filmpreis sowie eine Oscarnominierung gehören. 

Die lange HEIMSPIEL-Woche beginnt mit dem persönlichen Durchbruch Mario Adorfs: Der Klassiker Nachts, wenn der Teufel kam von Robert Siodmak ist Eröffnungsfilm und gleichzeitig Klammer zur historischen Sektion Nachkriegsfilme: Kino der Ambivalenz. Zudem zeigt HEIMSPIEL 9 in der Sektion Deutsche Highlights Plus den Dokumentarfilm Offene Wunde deutscher Film von Dominik Graf und Johannes F. Sievert, in dem Mario Adorf prominenter Gesprächspartner ist.

Ferner läuft im Rahmen der Hommage mit Deadlock ein Kultfilm des früheren HEIMSPIEL-Ehrengasts Roland Klick.