Stiefkind Ton
Noch vor wenigen Jahren war es kaum vorstellbar, welche Möglichkeiten Spiegelreflexkameras in Sachen Videofilmen einmal bieten werden. Heute entstehen damit kreative Werbespots und prämierte Industriefilme wie selbstverständlich. Auf der Bildseite stehen die Fotocamcorder herkömmlichen Videokameras kaum noch nach, übertreffen sie sogar in manchen Punkten. Etwa bei der Bildgestaltung mit Schärfe-Unschärfe-Effekten. Während sich also moderne Full HD-taugliche DSLR-Kameras in Sachen Bildqualität kaum mehr hinter professionellen Videokameras verstecken müssen, gibt es in Sachen guter Tonqualität beträchtliche Defizite. Es ist leicht nachvollziehbar, dass guter Sound bei den eingebauten Mini-Mikros der Kameras kaum möglich ist. Das gilt in gleichem Maße auch für »richtige« Camcorder. Als ambitionierter Videofilmer muss man sich also intensiv mit der AudioThematik befassen, will man optimale Tonergebnisse erzielen. Unsere Autoren haben das in dieser Ausgabe ausgiebig getan. Felix Buckstegge hat dazu eigens einen Männerchor bemüht, um herauszufinden, welches der getesteten Mikrofone den besten Klang hat. Die eigentliche Überraschung dabei ist, dass nicht ein separates Mikrofon, sondern
ein mobiler Audiorecorder (als Mikrofon-Alternative) als Sieger aus dem Vergleich hervorgeht. Aber lesen Sie selbst auf Seite 36.
Einen etwas anderen Ansatz verfolgte Daniel Coenen, selbst begeisterter DSLRFilmer mit einer Canon EOS 5D Mark II und Panasonic Lumix GH2. Er hat sich XLRAdapter angesehen, die am MikrofonKlinkenanschluss betrieben werden und so eine Fotooder Videokamera in den Genuss eines professionellen Mikrofons bringen. Mehr dazu auf Seite 42. Doch so viel sei schon mal verraten: Auch hier zeigte sich ein zum Vergleich herangezogener Audiorecorder durchaus als ernsthafte Konkurrenz.
Wenn die Tonaufnahme, aus welchen Gründen auch immer, trotz allem daneben ging, ist noch nicht alles verloren. Bei der Nachbearbeitung lässt sich vieles nachträglich ausbügeln. Wie, das zeigt unser Audiospezialist Helmut Hofmüller auf Seite 74. Dort beschreibt er das wundersame Wirken von Audio Plugins als letzte Rettung für das Stiefkind Filmton.
Viel Spaß beim Lesen!
Ihr
Egin Altenmüller