Grenzwertig
Als einziger Kamerahersteller konnte uns Panasonic sein neues Spitzenmodell HCX-909 aus dem Modelljahr 2012 für einen Test zur Verfügung stellen. JCV und Sony mussten passen – die Seriengeräte aus Japan waren noch nicht da, und Canon hat in diesem Jahr nichts Neues im Spitzensegment anzubieten. Gleiches gilt für Samsung. So konnten wir uns eingehend mit der neuen Panasonic befassen eine Ausnahmekamera, die sich noch einmal selbst übertroffen hat. Und das ist nicht einfach, denn schon im letzten Jahr kratzten die Topmodelle an der Systemgrenze von AVCHD. Ist das AVCHDFormat also aufgrund seiner limitierten Datenrate, der 4:2:0-Farbabtastung und des RGBFarbraums bereits am Limit? Tatsächlich haben die Hersteller in den letzten Jahren versucht, die technischen Vorgaben immer mehr auszureizen, um das letzte Quäntchen an Qualität aus dem Videosignal herauszuholen. Der erste Schritt in diese Richtung war x.v.Colour als Umsetzung des erweiterten xvYCCFarbraums. Gegenüber bislang verwendeten Standards wie sRGB findet bei x.v.Colour fast eine Verdopplung des sichtbaren Farbbereichs statt. Richtig angekommen ist die Botschaft bei den Videoanwendern nicht, denn der Qualitätsgewinn erfordert einen Bildschirm, der den erweiterten Farbraum auch darstellen kann. Erst mit der Einführung von LED-Hintergrundbeleuchtung für LCD wurde der erweiterte Farbraum auch darstellbar. Und man braucht ein gutes Auge. Oftmals sind Unterschiede im Bild nur im direkten Vergleich mit einem Referenzbild erkennbar. Zuletzt brachte der Schritt zum 50p-Vollbild einen weiteren Qualitätsgewinn. Wenn 50 Vollbilder statt 50 Halbbilder aufgenommen werden, bedeutet das nominell eine Verdoppelung der Auflösung. Verdoppelung klingt riesig, aber es fällt oft nicht leicht, ein 50p-Bild zu erkennen, wenn man nicht das 50i-Gegenstück dazu betrachtet. In dieser Hinsicht sind also in der Spitzenklasse (des AVCHDSystems) wohl keine dramatischen Verbesserungen der Bildqualität zu erwarten. Aber es gibt durchaus noch Schrauben, an denen die Hersteller drehen können, etwa beim Weitwinkel, beim Schwachlichtverhalten oder bei der Monitorauflösung. Es ist also durchaus noch Luft nach oben. Und im Test muss natürlich jede Kamera von Neuem beweisen, ob sie am Limit arbeitet.
Viel Spaß beim Lesen!
Ihr
Egin Altenmüller